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Geschichte der Königlichen Villa

Der Ruhepol von Königen, Künstlern, Kaffeetrinkern und Kindern

Berchtesgaden: Die Königliche Villa wurde vor 150 Jahren als Feriendomizil von König Max II. und seiner Familie erbaut. Die Königskinder und späteren Thronnachfolger ließen im Hof die Murmeln rollen und ritten auf dem Steckenpferd. Kronprinz Rupprecht weilte hier und viele Gäste. Nach dem Ende der Monarchie diente das Haus als Schule, dann zogen Künstler mit ihren Werken zu Ausstellungen ein. Lange war der Haupttrakt der königlichen Villa auch Treffpunkt zu Kaffee und Kuchen. Viel später hatte der Watzmann-Kinderclub sein Domizil in den gediegenen Räumlichkeiten. Heute ist die einstmals für blaublütige Mitmenschen errichtete Königliche Villa ein ganz normales Wohnhaus. Allerdings eines mit Geschichte und ausgesuchtem Interieur.

  Am hofseitigen Haupteingang grüßen König Max II. und Gemahlin Marie die Eintretenden vom Relief herab. Bayerns König war der Auftraggeber für den Bau der Königlichen Villa. Über die Jahre 1849 bis 1852 erstreckten sich die Bauarbeiten. Der Grund für den Villenbau wurde seinerzeit vom Bauern des benachbarten, heute nicht mehr existenten Brandholzlehens erworben. Vor rund 150 Jahren zog das Bayerische Herrscherhaus hier ein. Der König benutzte das Anwesen in den Jahren danach gern, um mit Gemahlin und den beiden Söhnen Ludwig und Otto fernab der Residenz in München die Sommerwochen und -monate zu verleben. Eigentlich hatte der Monarch einen anderen Plan. Er wollte das Schloss Adelsheim erwerben und es nach seinen Vorstellungen gestalten lassen. Allerdings kam er nicht zum Zuge.

  Die Königliche Villa, auch Max-Villa genannt, beim Luitpoldhain entstand nach den Plänen von Prof. Ludwig Lange. 1808 in Darmstadt geboren, war der Architekt, Königlich-griechischer Baurat und Akademieprofessor in Athen einer der führenden Baumeister seiner Zeit. Bekannt sind oder waren zumindest damals seine lithografisch-malerischen Ansichten der schönsten und merkwürdigsten Kathedralen, Kirchen und Monumente der gotischen Baukunst am Rhein, Main und Lahn. Auch der älterere Teil des Museums in Leipzig entstammt beispielsweise seinem Genius. Lange war ebenso als Architektur- und Landschaftsmaler bekannt. Er hat 1861 seine »Werke der höheren Baukunst für die Ausführung entworfen und dargestellt von Ludwig Lange« herausgegeben. Heft 7 beschreibt Werden und Sein der Königlichen Villa in Berchtesgaden. Sein Bruder Julius übrigens war Maler, der neben anderen Werken auch Königssee-Bilder hinterließ.

 

Das fürstliche Domizil am Hang

  Der Bau der Villa war nicht so einfach. Schon die Erschließung des Grundstückes am felsigen Hang und eine gute Zufahrtsmöglichkeit waren Herausforderungen. Schon das erforderte hohe Kosten. König Max II. hat auch während der Bauarbeiten mehrfach Vor- und Nachteile eines solchen Baus überlegt und auch den Abbruch der Arbeiten erwogen. Der eigentliche Bau wurde auf künstlich erhöhtes Terrain gestellt und erhielt dadurch eine thronende Lage - mit freiem Blick aufs Gebirge. Architekt Lange vermied allerdings den »Maximiliansstil«. Er hatte schon an der Ausschreibung für das Münchner Maximilianeum teilgenommen, das ursprünglich Athenäum heißen sollte, fiel aber mit seinem Entwurf durch. Die Bauwünsche des Monarchen für Berchtesgaden schien der Architekt, der seit geraumer Zeit schon Professor für Baukunst an der Königlichen Akademie München war, aber erfüllt zu haben. Ludwig Lange hat die Königliche Villa nicht als Ganzes in Rückerinnungen an frühere Baustile entworfen, sondern ist eigene Wege gegangen. Das schließt nicht aus, dass er Zitate nutzte. Trotz vorgegebener

Höhenunterschiede, die nur teilweise durch Aufschüttungen ausgeglichen werden konnten. Der Architekt war schon bemüht, seine monumental gewünschte Kreation nicht wie einen Fremdkörper in die Landschaft zu stellen und ließ sich durchaus von der »in dortiger Gegend üblichen Bauweise« beeinflussen, und »im Einklang mit derselben den Ausdruck für sein Gebäude zu wählen.« Es »ist auch wohl manche Verschiedenheit gegen den ganz gewöhnlichen Gebrauch derselben eingetreten«. Was aus der erwähnten Hanglage resultierte. Er selbst sah seine Aufgabe aber auch darin, »das Ländlich-sittliche zum Fürstlichen zu erheben.« Vor allem die Südfassade gestaltete Lange aufwändig, die Seitenfassaden fielen allerdings bescheidener aus. Im Inneren hat der Baumeister den Vorgaben entsprechend, die Räume für den König im Erdgeschoss und die der Gemahlin im ersten Stock platziert. Eine bereits im Treppenhaus beginnende, durch alle unterschiedlich gestalteten Räume ziehende Eleganz beherrscht das für herrschaftliche Zwecke gebaute Haus.

  Im Jahre 1851 schon war die Villa im Groben fertig. Mindestens das Hauptgebäude. Schon in der Bauzeit gab es aber durch den Bauherren Erweiterungswünsche, den Erfordernissen der Familie und des stets umfangreichen Begleittrosses entsprechend. die den Architekten zwangen, die ursprüngliche Symmetrie für die Anlage aufzugeben, was sich schon aus der Form des Bauplatzes ergab. So wurde bald ein Flügelbau im Westen des Gebäudes angefügt.

 

Das Spielparadies der Königskinder

  König Max II. Josef von Bayern (1811 bis 1864), war der Sohn von Ludwig I. und Therese von Sachsen-Hildburghausen und ein kunstliebender und literaturinteressierter Monarch. Er übernahm 1848 durch Abdankung Ludwig I. die Regierung. Verheiratet war er mit Marie Hedwig, Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen. Das Paar hatte zwei Söhne, die allerdings beide in geistiger Umnachtung endeten. Max war in Berchtesgaden ein willkommener und beliebter Gast.

  Großzügigkeit ließ ihn Wohltaten im Berchtesgadener Land hinterlassen. Das gefiel seinen Untertanen in den Alpen selbstverständlich. Für die Getreidehilfskasse beispielsweise spendete er 3 000 Gulden, er ließ, als passionierter Reiter und Jäger, auch den Maximiliansreitweg sowie den Reitweg von Kessel über Gotzental, Gotzen- zur Regenalm anlegen. Zu Jagdzwecken war er häufig im Jagdhaus Hintersee. Ihm zu Ehren benannte man damals die Haberlgasse in Maximilianstraße um. Eine Erinnerungstafel in der Vorhalle der Stiftskirche belegt ebenso die Verehrung für König Max II.

  Mit Bayerns Landesvater kamen auch oft seine beiden Söhne nach Berchtesgaden. Die Königliche Villa war also auch der Spielort der späteren König Ludwig und seines Bruder Otto, der nach Ludwigs Tod im Starnberger See aber doch nicht die Position des Bruders auszufüllen im Stande war. Auch Ludwig II. war für Bayern kein Glücksfall. Mit 18 Jahren trat er die Regierung an, vernachlässigte aber die Staatsgeschäfte weitestgehend, gab sich stattdessen schwärmerischen Neigungen der Kunst hin. Enormen Kostenaufwand verursachten unter anderem der Bau der Schlösser Neuschwanstein und Herrenchiemsee, das sich engster Anlehnung an Schloss Versailles erfreut. Ludwigs krankhafte Bausucht forderte Millionen an Steuergeldern. Schon 1886 wurde die Vermutung auf Geisteskrankheit durch Ärzte bestätigt, wenig später starb er unter mysteriösen Umständen im Starnberger See. Das gehört alles zur bayerischen Nationalgeschichte.

  Und zur Geschichte der Königlichen Villa ebenso, die außer den Stammbewohnern auch auf eine Reihe hochkarätiger, meist blaublütiger, Gäste verweisen darf. So war im Jahre 1875 die Königin von Schweden zu Gast, etwa 1878 Prinzessin Friedrich Karl von Preußen, ferner Prinzessin Adalbert mit ihrer Tochter der Herzogin Isabella von Genua. 1889 bis 1891 geruhte Prinz Alfons mit Gemahlin hier einzukehren.

 

Das Ende der königlichen Ära

  Die Villa wurde zu Zeiten von König Maximilian II. bis 1864 sehr häufig, zu Zeiten des Sohnes und Nachfolgers überhaupt nicht genutzt. Prinzregent Luitpold aber machte sie dann zu seinem Jagdsitz. Nicht als Gast, sonder als Hausherr zog 1903 sein Enkel Kronprinz Rupprecht mit seiner Gemahlin Gabriele und Kindern in die Villa ein. Kronprinz Rupprecht war ältester Sohn von König Ludwig III., militärorientiert und gleichzeitig ein Schöngeist. Er wurde 1899 als Generalmajor Kommandeur der 7. Infantrie-Brigade in Bamberg, 1906 Kommandeur des 1. bayerischen Armeekorps in München. 1913 wurde er Generaloberst und 1916 Generalfeldmarschall, übernahm die Leitung der 6. Armee im Weltkrieg, dann die Heeresgruppe »Kronprinz Rupprecht«.

Die Königliche Villa und Berchtesgaden überhaupt hatten für Rupprecht schöne aber auch tragische Momente. Sohn und Erbprinz Luitpold Max Ludwig Karl ist am 27. August 1914 in der Villa an Kinderlähmung gestorben. Er war gerade 13 Jahre alt. Aus der zweiten Ehe mit Prinzessin Antonia Roberta Sophie Wilhelmine von Luxemburg, Prinzessin zu Nassau gingen fünf Kinder hervor, wobei Irmingard am 29. Mai 1923 als zweites, Hilda am 24. März 1926 als viertes und Gabriele am 10. Mai 1927 als fünftes Kind in Berchtesgaden geboren wurden. Nach dem Krieg wohnte Rupprecht allerdings in der Villa Askania, dann im Brandholzlehen und seit 1922 im Schloss.

  Nach der Auseinandersetzung zwischen dem bayerischen Staat und dem Haus Wittelsbach 1922 wurde die Königliche Villa vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds verwaltet. Teile des Cavaliersbaues wurden als Wohnungen vermietet. 1921 bis 1924 zog die höhere Unterrichtsanstalt ein. Ab 1920 entdeckten die Künstler das schöne Haus. Einige Räume dienten ihnen als Ausstellungsraum. Regelmäßig wurden hier die Werke des Künstlerbundes gezeigt. Als 1927 das Café Bubestinger (Kur-Café Königliche Villa) im Haupttrakt einzog, blieb zwar die Kunst zunächst auf dem Gelände, wich aber in die Orangerie aus. Seit 1920 laufende Verhandlungen, die Königliche Villa zum damals noch nicht vorhandenem Kurhaus auszubauen, wurden nicht realisiert.

Text: Dieter Meister, Der Ruhepol von Königen, Künstlern, Kaffeetrinkern und Kindern, in Berchtesgadener Anzeiger; Meldung vom 21. November 2003


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